How to connect

Wie verbinden wir uns mit anderen? Wie können wir nachhaltig dafür sorgen, dass wir mit anderen in Verbindung stehen?

Woran denken wir, wenn wir das Wort “Verbinden” hören?

Denken wir an Berührung? Wie wir jemenschen die Hand geben? Wie wir grüßen mit den Händen, verschiedene Gesten machen? Wie wir jemanden eine Hand auf die Schulter legen?

Wir lernen, was Berührung heißt, von unseren Eltern/ Caretakern - und imitieren. Dann lernen wir in der Kita und in der Schule. Und unser Umfeld macht viel mit uns: Ob unsere Eltern uns fördern, Verbindungen einzugehen und uns ermuntern - oder ob wir schlechte Erfahrungen machen. Ob wir Freund*innen haben, die uns Berührungen leicht machen oder zeigen, oder ob wir in einer Gesellschaft und einem Umfeld aufwachsen, die Berührung ablehnt.

Aber wir können andere Menschen nicht nur berühren, indem wir unseren Körper benutzen. Wir können andere auch mit unseren Worten berühren. Mit dem, was wir sagen.

Wenn wir zu jemandem sagen “Ich liebe dich”, dann berühren wir je nachdem mehr als mit körperlichem Kontakt.

Aber wir können auch andere berühren, indem wir uns mit ihnen durch Zugehörigkeit verbinden. Das ist eine andere Ebene als das direkte Verbinden, körperlich oder verbal. Ich kann mich zu jemandem zugehörig fühlen, und das ausdrücken. Und über diese Verbindung berühre ich jemanden, zeige ihm*ihr, dass wir auf einer Seite sind.

In meinem Aufwachsen, in den 80er-Jahren in einer Kleinstadt, gehörte Gossip dazu - ziemlich viel über andere reden. Das verband - und ich fühlte mich zugehörig, wenn wir über die gleichen Personen schlecht redeten.

Über Kleidung, Schminke - wie sieht die denn aus? Wie verhält der sich denn? Schau mal, wie der läuft.

Und schon hatte mensch eine VER-Bindung, hatte mensch Gesprächsthemen, über die es wichtig war, sich immer wieder auszutauschen. Man wusste eben, x oder y war auf der eigenen “Seite”. Und damit auf der richtigen Seite.

Richtige Verbindung ist das natürlich nicht - es hat sich aber so angefühlt. Und aus diesen Gesprächen ist immer mehr geworden, teilweise eine riesige große Freundschaft entstanden.

Diese Möglichkeiten der Berührung, des Dazugehörens und des Verbindens sind menschlich. Wir sind Human Social Beings. Wir brauchen den Kontakt zu anderen, wir wollen irgendwo dazu gehören. Wir brauchen die Berührungen von anderen und die Verbindungen zu anderen.

Und dennoch passiert es im Alltag und in unserem “normalen” Erwachsenenleben super schnell, dass wir nicht wissen, wie wir eine Verbindung zu anderen aufbauen können. Wie können wir jemanden berühren und uns mit ihnen verbinden - wenn wir die Person nicht kennen? Manchmal fallen uns da nur die Über-Gossip-Verbindungen ein, obwohl wir doch schon lange nicht mehr in der Schule sind. Aber aus Hilflosigkeit oder Alternativlosigkeit kommt dann das - oder weil wir es nicht anders gelernt haben?

Wie können wir alles Mögliche “alleine” schaffen, einen Job haben, die Steuererklärung machen, heiraten, sogar Kinder bekommen - aber immer noch nicht wissen, wie wir ehrlich miteinander binden können, ohne darüber, was wir nicht mögen?

Damals wie heute führt uns die schiere Verzweiflung und auch das Nichtwissen, wie es sonst gehen soll, in das Verbinden mit anderen über das “gegen jemanden” sein.

Social Media kann verbinden, wie uns die Revolution im Iran zeigt, die teilenden Account im Ukraine-Konflikt. Aber es kann eben auch trennen. kann dazu führen, dass es mehr Teilung schafft, Hate. Hasskommentare.

 

Während die Soziologin Ulrike Ackermann ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Die neue Schweigespirale“, das in diesem Frühjahr erschienen ist, und in dem sie beschreibt, dass sich immer weniger Menschen trauen, etwas zu sagen, „weil es möglicherweise nicht völlig politisch korrekt ist“ - sehen wir auf Social Media in den Hasskommentaren, dass siech sehr viele Leute trauen etwas zu schreiben - und zwar auch ohne jede Form von Verantwortungsgefühl, ob Informationen geprüft sind oder ob es einfach nur beleidigende Kommentare sind. Man sieht hier auch den Kontext von Ackermann - der sich im akademischen und im Bildungsbürgertum bewegt. Die FAZ stellte ein Interview mit ihr online, offensichtlich der gleichen Meinung wie Ackermann, dass „Cancel Culture“ und „Political Correctness“ Freiheit und Demokratie gefährdeten. Acker mann im FAZ-Interview: “Die Meinungsfreiheit gilt und besteht natürlich. Aber es entsteht in der politischen Diskussion, im gesellschaftlichen Diskurs, seit einigen Jahren ein zunehmender Konformitätsdruck. Es gibt viele Untersuchungen darüber, dass die politische Meinungsfreiheit insofern unter Druck gerät, als immer mehr Menschen in der Bevölkerung der Meinung sind, sie müssten vorsichtig sein, wenn sie ihre Meinung öffentlich äußern.“

Überraschend - da hier die vielen Hate-Kommentare und das öffentlich sich Aufregen über andere und bestimmte Situationen ja genau in die entgegengesetzte Richtung gehen.

Aus einem Dossier der Zeit vom 8. Dezember 2022 von Kerstin Kohlenberg: “Wie gut solche Inhalte (Hate Kommentare und Artikel), rein ökonomisch betrachtet, für Facebook sind, weiß die Plattform schon lange. 2007 gründete Facebook ein “Wachstumsteam”. die Nutzer wurden zu so etwas wie Patienten, denen man mithilfe von permanent veränderter Algorithmen immer neue experimentelle Medikamente zuführte. Das Team beobachtete, wie sich der jeweilige Algorithmus-Cocktail auf das Verhalten eines Nutzers auswirkte. Blieb er länger auf Facebook? Konnte man ihm also mehr Werbung zeigen? Es stellte sich bald heraus, welches Medikament am besten half: Hass. Der Mensch reagiert am stärksten auf das, was ihn am meisten empört. Die Empörung teilt er dann, er will mehr davon. So wird aus Facebook kein Ort des netten Beisammenseins, sondern ein Fußballstadion, in dem Menschen zusammenwachsen, indem sie gegen die Fans des anderen Teams sind.”

Und an einer anderen Stelle schreibt Kohlenberg: “Vielleicht ist der Hass für Plattformen wie Facebook das, was Gas und Kohle für klassische Industriegesellschaften sind - der Brennstoff, der das Wachstum antreibt.”

 

Choose wisely

Mit wem wir eine Verbindung aufbauen, liegt ganz an uns. Es gibt diesen Spruch, dass dich die sieben Menschen am meisten prägen, mit denen du dich umgibst. Und dieser Satz sagt uns auch, dass wir suchen dürfen, um Menschen zu finden, die zu uns passen und mit denen wir eine Verbindung eingehen können.

Online-Dating ist da für mich das beste Beispiel. Wir können noch so viel mit anderen schreiben und auch Sprachnachrichten schreiben - nichts ersetzt den persönlichen Kontakt, wenn wir Menschen wirklich vor uns sehen. Wenn wir sehen, wie sie sich bewegen und lächeln, wie sie laufen, den Fuße vor den anderen setzen, wie ihre Mimik ist. Nixhts ersetzt den persönlichen Kontakt.

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